Dekompressiometer unter Druck gesetzt! Joachim Reinhardt delphin 09/1973
Seit 1965 ist der Autor im Besitz eines Dekompressiometers, hat es bei etwa 250
Tauchgängen unterschiedlicher Tiefe und Zeit benutzt, sich danach gerichtet und lebt
noch. Bei Druckkammer-Tauchgängen im Schifffahrtsmedizinischen Institut in Kiel und dem
Flugmedizinischen Institut in Bad Godesberg auf 90 m zeigte es jedoch Austauchstufen an,
die nie und nimmer stimmen konnten. Die DKP's anderer am Tauchgang beteiligter
Sportkameraden zeigten ähnliche Ergebnisse. Dies und das Pro und Kontra im
delphin" regte an, eine Testreihe aufzubauen.
Es
sollte untersucht werden:
A. Wie groß sind die Abweichungen der DKP's untereinander bei gleichen Tauchgängen?
B. Wie groß sind die Abweichungen der DKP's von den Tabellen?
Die simulierten Tauchgänge sollten folgende Kriterien enthalten:
1. den vom Hersteller vorgeschriebenen Test 30 m - 30 min";
2. einen langen Tauchgang in geringerer Tiefe;
(Wo endet die Nullzeit bei 21 m Tiefe für die Marke 30 min bis 1
h"?)
3. einen mittleren Tauchgang in Bezug auf Tiefe und Zeit 39 m 20 min;
4. einen kurzen und tiefen Tauchgang 61 m 15 min;
5. Sättigungstauchen auf 13 m 12 h.
Die Testreihen wurden in einer Druckkammer gefahren, mit einer Abtauchgeschwindigkeit von
etwa 30 m und einer Auftauchgeschwindigkeit von etwa 15 m pro min. In der Aufenthaltszeit
ist die Abtauchzeit, in der Deko-Zeit der jeweils ersten Deko-Stufe ist die Aufstiegszeit
enthalten. Die Ergebnisse sind in Tabelle C zusammengefaßt.
Zunächst noch ein
paar Bemerkungen zum Aufbau und der Arbeitsweise des DKP's. Das DKP besteht aus einem
Röhrenmanometer, eingebaut in ein druckfestes und wasserdichtes Kunststoffgehäuse. Die
Sichtscheibe ist eingeschraubt und dichtet mittels einer Flachdichtung am Gehäuse ab.
Überein Keramikröhrchen hat der Innenraum des Gehäuses Verbindung mit einem
gasgefüllten Kunststoffbeutel, der seinerseits dem jeweiligen Wasserdruck ausgesetzt ist.
Erhöht man den Druck auf den Plastikbeutel, so strömt Gas über das Keramikröhrchen in
das Gehäuse. Nach fünf bis sechs Stunden ist der Druck ausgeglichen. Senkt man den
Druck, so läuft der Vorgang rückwärts ab. Wie lange dabei der Zeiger braucht, um
rückwärts die einzelnen Bereiche zu durchlaufen, ist aus Tabelle A zu ersehen.
Das DKP ist im Grunde genommen ein verzögert anzeigender Tiefenmesser.
Aus der Tabelle B ist zu ersehen, welche Tiefe das DKP nach Sättigung oder Druckausgleich
anzeigt. Je nach Tauchtiefe und Zeit baut sich im DKP ein Gasdruck auf, der beim
Auftauchen relativ stark von innen gegen die Scheibe drückt. Die Flachringdichtung
dichtet unter Umständen nicht mehr einwandfrei, und ein Teil des Gases entweicht -
dadurch werden verkürzte Dekompressionszeiten angezeigt. Diesen Fehler habe ich in der
Druckkammer einwandfrei bei zwei DKP's beobachtet. Im Gasbeutel war kaum noch Gas; es ist
- ganz eindeutig beobachtet - zwischen Scheibe und Gehäuse entwichen. Ich kann mir
vorstellen, daß durch Materialermüdung - hervorgerufen durch Alter, große
Temperaturschwankungen, heiße Sonne, kaltes Wasser - das Instrument an dieser Stelle
leicht undicht wird. Selbst wenn nur kleine Gasanteile bei jedem Tauchgang entweichen, die
nur zu unwesentlichen Verfälschungen der jeweiligen Anzeige führen, kommt der Zeitpunkt,
wo einfach nicht mehr genügend Gas im Vorratsbeutel ist, um eine richtige
Dekompressionsstufe anzuzeigen.
Vereinfacht betrachtet, besteht das DKP aus einem starren und einem flexiblen Gehäuse,
verbunden durch ein Röhrchen; im starren Gehäuse ist der Druckmesser eingebaut. Der
Rauminhalt des festen Gehäuses ist etwa 30 ccm und der des Gasbeutels etwa 120 ccm, also
ein Gesamtvolumen von 150 ccm. Bei einem Druck von 5 at. wäre das Gesamtvolumen ein
Fünftel = 30ccm. Damit wäre bei Druckausgleich der Gasbeutel leer und alles Gas im
starren Gehäuse.
Aus Tabelle B
ersieht man, daß bei 42 m oder 5,2 at. das 15m-Feld erreicht ist. Laut Betriebsanweisung
des Herstellers ist damit auch die Anzeigegenauigkeit erreicht. Angenommen im Gasbeutel
wären nur noch 60 ccm Gas, so wäre bei einem Tauchgang, der bis in die Mitte des
6-m-Feldes gehen würde, bereits die Anzeigerichtigkeit erreicht. Mitte 6-m-Feld
entspricht einem Druck von 3,1 at im starren Gehäuse. Das Gesamtvolumen ist 90 ccm, ein
Drittel von 90 ccm = 30 ccm. Der Gasbeutel ist nun leer, eine korrekte Messung ist nicht
mehr möglich.
Von zwei DKP's, Nr. 4660 und 10464, die gleichzeitig in der Druckkammer waren, blieb der
Zeiger des DKP's 4660 in der Mitte des 12-m-Feldes stehen, während der Zeiger des anderen
DKP's weiter in das 15-m-Feld stieg. Später zeigte ein Vergleich der Gasbeutel, daß
ersterer nicht so prall gefüllt war wie der des zweiten DKP's. Es fällt ganz besonders
auf, daß schnelle, tiefe Tauchabstiege nicht richtig angezeigt werden, daß Tauchgänge,
die sogar nach der GERS-Tabelle Deko-Zeiten in 6 m angeben, von DKP keine Pause in 6 m
anzeigen - nicht zu reden von Pausen in 9 m. Betrachtet man den 61 m/ 15 min - Tauchgang
aus Tabelle C, so steht das DKP im besten Fall in der Mitte des 6-m-Feldes, aber sogar die
GERS gibt 4 min in 9 m einschließlich Aufstieg auf diese Stufe an. Nehmen wir an, das DKP
stände am Anfang des 9-m-Feldes, so wäre die Deko-Zeit auf 6 m nach Tabelle A etwa 26
min. Aber diese lange Zeit ist auch in den sogenannten sicheren Tabellen nicht zu finden,
dort liegen die Zeiten zwischen 5 und 15 min.
Mittels der hier in
den Tabellen angegebenen Werte und den Werten der einzelnen Austauchtabellen kann sich
jeder ein Bild über die Anzeigegenauigkeit der DKP's machen.
Tabelle D zeigt den Vergleich zwischen DKP und Austauchtabelle. Abschließend sei
festgestellt, daß bei einer ganzen Reihe von Tauchgängen, bei der ich mich nach dem DKP
gerichtet habe, nichts Negatives eingetreten ist.
Ich meine also sagen zu können, daß das DKP trotz der dargestellten Ungenauigkeiten
doch ein brauchbares Instrument ist. Es gibt uns bei wechselnden Tiefen zumindest doch
einen Anhaltspunkt für den Grad der Stickstoffanreicherung in unserem Körper, ohne nach
der Methode Größte Tiefe / ganze Tauchzeit" unnötig lange Deko Zeiten in
Kauf nehmen zu müssen.
Meine Empfehlungen für den Gebrauch des DKP's aus der Praxis und nach den vorstehend
aufgestellten Meßergebnissen gehen dahin:
Nicht bei extremen Tauchgängen (wie: ganz schnell mal auf große Tiefe), sondern für
gemütliches Abtauchen mit Zeit zum Betrachten und Fotografieren, und den Zeiger nicht bis
an das Ende des 3-m-Feldes wandern lassen!
Tauchgänge von 25 m bis 40 m Tiefe (Zeiger des DKP's im letzten Drittel des großen
3-m-Feldes) erfordern zur Sicherheit immer einen Aufenthalt von 5 bis 10 min in 6 m Tiefe.
Tauchgänge über 40 m Tiefe würde ich nur nach Tabelle tauchen.
Wiederholungstauchgänge nach DKP sind nicht empfehlenswert, die angezeigten Werte passen
ganz und gar nicht. ?
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