Um etwas außergewöhnlich nennen zu können, muss
erstmal das Gewöhnliche definiert werden:
Wie das (meist) so ist, das technische Konzept, was ökonomisch stimmt, optimal und
zuverlässig funktioniert, leicht zu handhaben ist, gut beworben oder von einer starken
Lobby gepusht wird, setzt sich in einem bestimmten Technikgebiet durch.
Daneben gibt es aber fast immer die vom Trend abweichenden Lösungen, sei es, um Patente
zu umgehen, Verbesserungen zu erzielen, besonders innovativ sein zu wollen oder einfach,
um Aufmerksamkeit zu erregen.
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So bestimmte der erste markttaugliche Atemregler für das autonome
Schwimmtauchen, der 1945 eingeführte, kompakte, zweistufige CG45
von La Spirotechnique über Jahrzehnte ziemlich dominant die technische
Entwicklung auf diesem Gebiet. Er war technologisch durchgestylter als die Bastellösung
von Commeinhes, wurde von der kapitalkräftigen Air Liquide, die hinter La
Spirotechnique stand, durchgesetzt |
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und hatte nicht zuletzt so einen Promotor wie Cousteau und seine
Truppe hinter sich. Der zweite Wurf aus diesem Nest, der kompakte einstufige Mistral, war gar noch stärker und
prägender. Fast alle Regler von 1940 bis 1980 hatten die große Topfmembran, das
Entenschnabel-Ausatemventil, das Mundstück mit Flatterventilen, die einfache eine Stufe
des Mistral oder aber die dicht beieinander liegenden erste und zweite Stufe des CG45,
hier z.B. der PA61/II oder der Duomat von Dräger.
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Selbst auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs sahen die Konzepte
genauso aus, hier der sehr verbreitete Hydromat
aus dem Kombinat MLW der DDR.
Es gibt geradezu frappierende Ähnlichkeiten zum CG45, nur das Gehäuse war nicht aus dem
leicht zu bearbeitenden aber im RGW schwer zu beschaffenden Messing, sondern aus
Edelstahl, den wir sehr gut konnten. |
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Vor allem durch die Lizenznahme von La Spirotechnique (damit war
man auf der sicheren Seite) verbreitete sich der oben schon genannte sehr
einfache einstufige Mistral weltweit und hielt sich verblüffend lange
(bis in die 1980er Jahre)..
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Originaler Mistral von
La Spirotechnique |
Mistral von Siebe-Gorman
(Großbritannien) |
Survivair von US Divers,
sehr ähnlich Mistral |
Voit-Lung (USA),
ebenfalls ein fast lupenreiner Mistral,
und so gab es noch viele. |
Neben den vielen den Konzepten von Mistral und CG45 folgenden Reglern gab es aber auch
die in Details oder komplett anderen Konzepte:
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Die sparsamen Deutschen (Dräger) ließen einfach
einen Faltenschlauch weg und bauten ab 1953 den Delfin II,
ein im Sporttauchbereich in den 60ern breit eingesetztes Teil.
Ein- und Ausatmung erfolgten in Pendelatmung durch den gemeinsamen ungeteilten Schlauch,
man zog also erstmal 1/2 l verbrauchte Luft, bevor frische kam.
Vorsichtshalber war die Tauchtiefe allerdings auf 13 m beschränkt, wobei der Grund dafür
nicht so recht klar ist.
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Dial-a-Breath
R4, auch Dial-a-Death genannt ;-), war ein sehr
aufwändiger Regler von Dacor (USA).
Er hat zwei übereinanderliegende Steuermembranen, die einen besonders weichen
Luftstrom-Einsatz ermöglichen sollten. Der Ausatemraum liegt zwischen den beiden
Membranen. In die äußere ist ein Flatterventil als Ausatemventil eingesetzt.
Die namensgebende Komponente war aber ein hier ab 1959 erstmalig eingesetzter Steller für
das Wirken einer Drosselklappe, mit der man Regleransprechen und Atemwiderstand
beeinflussen kann. Der Name Dial-a-Breath wurde dann für solche Steller an Reglern auch
anderer Hersteller beibehalten (D.A.B. knob).
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Regler-Eier -
Kompaktregler müssen nicht immer runde Töpfe sein!
Es geht auch eiförmig, wie verschiedene Hersteller wie Loosco, Norseman
(und Viking) erfolgreich zeigten. Motivation war wohl die Miniaturisierung auch bei
Kompaktreglern. Die erste Stufe war relativ konventionell, die zweite wurde durch eine
querliegende, relativ kleine Membran mit hoher Hebel-Übersetzung gesteuert (siehe Schema
hinter dem rechten Bild).
Aber ähnlich wie die Mikroregler bei den Einschläuchern
war die Technik wohl zu kompliziert und empfindlich, um sich breit durchzusetzen. Die Eier
blieben eine seitliche Arabeske auf dem Markt und verwschwanden schnell wieder.
Für Sammler sind sie heute natürlich sehr interessant. Aber unsereiner, der damit auch
tauchen möchte, wird das kaum tun können, weil es keien Ersatzteile mehr gibt. |
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Porpoise - der erste
Einschläucher
Tja, und dann ließ sich schon 1952 ein begnadeter Ingenieur in Australien, Ted (Edward
Francis) Eldred (1920-2005), ein von den gängigen Kompaktreglern sehr abweichendes
Konzept einfallen, was diesen nach etwa 20 Jahren auch wirklich fast komplett vom Markt
verdrängte. Es sollte unbedingt das CG-Patent umgangen werden, um in Australien
unabhängig produzieren zu können und bessere Leistung als der Mistral/Aqualung zu
erzielen.
Eldred trennte in seinem Porpoise (dt. Narwal) die beiden Stufen des zweistufigen Reglers
räumlich voneinander und brachte die den Enddruck bestimmende zweite Stufe direkt vor den
Mund. Endlich verringerte sich die Lageabhängigkeit des Atemwiderstandes deutlich.
Allerdings hatte man das Geblubber der Ausatemluft vor den Augen. |
Aber die voluminösen Faltenschläuche konnten durch
einen dünnen, nicht aufschwimmenden Mitteldruckschlauch ersetzt werden, und die
Reglerkomponenten wurden kleiner und angenehmer zu tragen oder? Der Porpoise wurde in
verschiedenen Modellen gebaut, für die Marine und das Sporttauchen. Etwa 12.000 solche
Regler sollen hergestellt worden sein. Air Liquide kaufte 1960 schließlich die Firma aus,
um die Produkte von La Spirotechnique in Australien absetzen zu können.
Welweit kam der Siegeszug dieser Erfindung des Einschlauchautomaten allerdings sehr
langsam in Schwung. Erst als der Marktführer für Tauchregler La Spirotechnique den
Einschlauchregler nochmal ''nacherfand'' , den Aquilon (Patent 1955 durch
Jean Louis Bronnec & Raymon Maurice Gauthier, ein internationales Patent auf den
Porpoise gab es nie!), setzte sich das Prinzip ab 1960 auch in Europa und dann in den USA
durch. |
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