Eigentlich wollte
ich ja nicht wieder unter Wasser fotografieren, nachdem ich in den 1980er Jahren meine Exa
mit dem selbst gebauten Gehäuse beiseite gelegt hatte. Es funktionierte ja
zufriedenstellend, aber ohne Zusatzlicht und bei der schlechten Sicht in unseren Breiten
waren die Bedingungen einfach nicht attraktiv genug, und tropische Gewässer waren damals
nicht erreichbar.
Aber jetzt ist der Reiz doch wieder gestiegen, für den privaten Gebrauch Fotos und Videos
unter Wasser zu machen.
Einerseits haben mich die Bilder, die Freunde mit Action Cams auf den letzten
Malediven-Reisen gemacht haben, überzeugt.
Andererseits habe ich bemerkt, dass mein Smartphone Samsung S5 eine sehr gute Kamera hat
(hohe Empfindlichkeit, hohe Auflösung, einfache Handhabung, automatischer Betrieb,
)
und damit bestimmt an eine Action Cam heran kommt.
Ich fotografiere für meine täglichen Bedürfnisse praktisch nur noch mit dem Smartphone,
da es ja immer dabei ist, und die Bilder für meine Zwecke eine hohe Qualität haben. Die
preiswerten Digitalkameras, für die auch einfache Unterwassergehäuse verkauft werden,
bieten jedenfalls keine besseren Möglichkeiten, außer, dass sie ein Blitzgerät
ansteuern können.
Es lag also nahe, über ein Unterwassergehäuse für das Smartphone nachzudenken.
Bevor ich anfing zu konstruieren, habe ich diesmal entgegen meiner Gewohnheit doch einmal
nachgesehen, ob es sowas schon gibt. Und siehe da, für das Smartphone S4, das meinem S5
äußerlich sehr ähnlich ist, und natürlich das iPhone, waren Gehäuse von verschiedenen
Anbietern auf dem Markt (inzwischen habe ich auch noch eines für das S5 gesehen). Nun
galt es, den Effekt zu nutzen, dass manche Leute immer die aktuellste Version von
attraktiver Elektronik haben müssen und dann die Vorgängerversionen und deren Zubehör
einem starken Preisverfall unterliegen. So war es auch hier. Ein Unterwassergehäuse für
das S4, also ein uraltes Gerät, immerhin ist jetzt schon das S6 verfügbar ;-), war bei
eBay schon für 20 zu haben. Es ist von dem renommierten Hersteller Rollei und
heißt wie die alte sagenumwobene Kamera von Hans Hass "Rolleimarin". Ein neues
Unterwassergehäuse für das S5 von einem anderen Hersteller (Me.kon) wäre 110
teuer gewesen. Das hätte allerdings den Standard-32-mm-Anschluss für Vorsatzobjektive,
Rotfilter usw. schon gehabt.
Die Vorbereitung der Smartphones
Das Gehäuse Rolleimarin ist ein einfaches Klappgehäuse aus
Polycarbonat, das mit einem umlaufenden Null-Ring konisch gedichtet wird. Es soll bis 40 m
Tiefe dicht sein. Einzige Durchführungen sind vier Taster, die auf die Starttaste des
Smartphones bzw. auf den Touchscreen drücken. Das Smartphone wird mit beiliegenden
selbstklebenden Schaumstoffstreifen im Gehäuse positioniert. Sogar ein Ersatz-Null-Ring
und eine Tube mit Fett für die Dichtung liegen dem Gehäuse noch bei.
Für
das S5 bot Rollei kein Gehäuse an, aber da S4 und S5 sich nur unwesentlich unterscheiden,
war die Anpassung mit einer Fräse kein Problem. Nur zwei Ecken der Kameraaufnahme mussten
etwas ausgefräst werden (siehe Bild). Das ginge sogar mit einer kleinen Handfräse.
Auch ein Trageriemen, der auch unter Wasser einsetzbar ist, gehörte zum Lieferumfang,
sodass man eigentlich gleich mit dem Fotografieren hätte beginnen können.
Die drei Taster für den Touchscreen passen auf die Buttons der originalen Kamera-App von
Android, sodass man Fotos auslösen und Videos starten und stoppen kann. Der linke der
drei Taster wird nur mal gebraucht, wenn man beim Video-Aufnehmen ein Foto schießen will.
Wenn man beim Fotografieren versehentlich den "Modus"-Button betätigt, kommt
man mit einer der beiden anderenTaster sofort wieder zum Fotografieren zurück.
Alle Voreinstellungen wie Auflösung, Blitz usw. muss man allerdings vor dem Verschließen
des Gehäuses vornehmen. Auch der Fingerprintsensor, die Passwort-Abfrage, das WLAN, der
Energiesparmodus und das Telefon müssen natürlich deaktiviert werden, damit nicht
Zustände eingenommen werden, die man mit den vier Tasten nicht mehr schnell rückgängig
machen kann bzw. der Akku länger hält. Wenn man's braucht, kann man sich dazu ja eine
Checkliste machen. Aber allzu sehr kann sich das Smartphone eigentlich nicht verlaufen,
denn über die Starttaste kommt man immer wieder zurück zur Schnellstart-Leiste, wo man
die Kamera-App wieder starten kann.
Um unnütze Aktionen nach einer Fehlbedienung zu vermeiden, habe ich auf die
Schnellstartleiste drei Kamerasymbole gelegt, sodass ich nicht versehentlich ein anderes
Programm starten kann. Beim Standard-Launcher von Android ist leider der Button
"Einstellung" fest auf der rechten Position in der Schnellstartleiste. Wenn man
das ändern will, muss man einen anderen Launcher aus dem App-Store laden, zum Beispiel
die Freeware "Go Launcher". Mit der ist es dann möglich, die Schnellstartleiste
mit beliebigen Buttons zu belegen, also zum Beispiel dreimal die Kamera. Wenn man dann mal
unter Wasser aus der Kamera-App herausfliegt, drückt man einfach die Starttaste und dann
wieder eine der Kameratasten.
Einsatz eines Weitwinkel-Objektivs
Das
Normalobjektiv des Smartphones erzeugt natürlich unter Wasser einen gewissen Tunnelblick,
ein Weitwinkelobjektiv wäre besser. Und siehe da, man kann für um die 20
Vorsatzobjektive bzw. Linsen für Smartphones kaufen. Das sind meist Sätze aus drei
Teilen, einer Makrolinse, einem Weitwinkelzusatz und einem Fisheye-Vorsatz. Makrolinse und
Weitwinkelzusatz können zum Weitwinkelobjektiv zusammengeschraubt werden. Es ist dann
noch klein genug, um in den Objektiv-Port des Rolleimarin-Gehäuses zu passen. Selbst das
fish eye würde wohl hineinpassen. Da das S5 aber kein Gewinde zum Aufschrauben der
Vorsätze besitzt, müsste man mit einer Klammer arbeiten, die zu den Vorsätzen geliefert
wird. Diese Klammer passt natürlich nicht in das Unterwassergehäuse. Man könnte
vielleicht auch die Vorsatzoptik im Objektivport des Gehäuses maßgenau befestigen und
dann quasi das Smartphone genau passend auflegen.
Da mir die notwendige Präzision beim Einlagen des Smartphones in das Gehäuse schwer zu
erreichen schien, habe ich den Gewinde-Ring von der Klammer abgeschnitten und mit
2-Komponentenkleber vor das Objektiv das S5 geklebt. Damit lassen sich die Objektive nach
Bedarf einschrauben und auch über Wasser einsetzen. Allerdings sollte man fernerhin
Auflösungen mit einem Seitenverhältnis 4:3 wählen, wenn man (an Land) blitzen will, da
der Gewinde-Ring den Blitz leicht abschattet. Mal sehen, ob mir dazu noch etwas einfällt.
Ein Rot- bzw. Orange-Filter kann man nach Bedarf von außen auf das Gehäuse setzen.
Wenn man eine Klapphülle für das Smartphone verwendet, was für die Handhabung über
Wasser unbedingt zu empfehlen ist, muss man den Ausschnitt für das Objektiv für den
Gewindering darin vergrößern. Auch das geht am besten mit einer Fräse. Die
Schnittkanten lassen sich anschließend mit Adding oder besser einem Lack schwärzen.
Eine Beleuchtung für die Kamera
So
könnte man die Kamera, klein und leicht wie sie ist, schon gut einsetzen. Aber es fehlt
noch eine Beleuchtung, nicht so sehr, um bessere Lichtverhältnisse zu schaffen, denn die
Kamera ist sehr empfindlich, sondern mehr, um in größeren Tiefen eine bessere
Farbwiedergabe zu erzielen.
Zum Fotografieren nimmt man normalerweise ein Blitzgerät und zum Aufnehmen eines Videos
eine Leuchte.
Das Smartphone hat ein internes Blitzgerät und auch eine LED-Leuchte. Aber diese sind
einerseits relativ schwach und andererseits sind sie unmittelbar neben dem Objektiv,
sodass Schwebeteilchen starke Reflexionen erzeugen.
Eigentlich hatte ich die Absicht, mein Blitzgerät in ein Gehäuse aus Piacryl zu stecken
und als Slave-Blitz über den internen Blitz auszulösen. In Vorexperimenten zeigte sich
aber, dass der interne Blitz den Slave-Blitz nicht auszulösen vermochte, warum auch
immer.
Da ich ohnehin überwiegend Videos mit dem Smartphone erstellen möchte, war der nächste
Ansatz, eine Videoleuchte zu verwenden, auch zum Fotografieren. Der interne Blitz bleibt
abgeschaltet. Wie das im Bereich bis etwa 3 m Entfernung ausreicht, muss sich noch zeigen.
Als Videoleuchte wählte ich einen Flachstrahler mit 160 LEDs aus, 9,6 W dimmbar (soll 30
W Halogen entsprechen), Mindestbetriebsspannung 7,5 V, Farbtemperatur: 3200-5600K (je nach
Vorsatzfilter), Beleuchtungsstärke etwa 1.200 Lux, Abstrahlwinkel 65°.
Der Flachstrahler zeigte gegenüber runden Videoleuchten die gleichmäßigere Ausleuchtung
und war nicht so sperrig wie diese.
Ob ich bei einer nächsten Leuchte die Akkus wieder mit in das Gehäuse bauen oder einen
Akkutank mit Kabel verwenden würde, muss sich bei der Nutzung noch zeigen. Die Leuchte
mit Akkus ist gegenüber dem Kameragehäuse relativ schwer, allerdings nur leicht
abtriebig, wodurch der Schwerpunkt der Gesamtanordnung relativ weit oben liegt.
Das Gehäuse der Leuchte war leider unnütz hoch, da verschiedene Kammern für alternative
Akkutypen vorgesehen waren. Also verzichtete ich auf das Gehäuse und entnahm nur die
Elektronik. Die LED-Platte und die Elektronikleiterplatte wurden durch zwei Magazine von
je vier AA-Akkus ergänzt. Die Elektronik beinhaltet einen Dimmer, der vorerst nicht
verwendet wird und auf Maximum stehen bleibt. Außerdem kann man mit Tastendruck den
Ladezustand der Akkus abfragen (vier Anzeige-LED). Die Akkumagazine werden mit Ni-MH-Akkus
bestückt, sodass eine Gesamtspannung von 9,6 V erreicht wird (beim Originalgerät 9 V mit
sechs 1,5-V-Batterien). Parallel zum Einschalter und zum Taster für die Abfrage des
Ladezustands habe ich je einen Reed-Kontakt eingelötet, die mit einem Magneten durch das
wasserdichte Gehäuse betätigt werden können.
Die Elektronikleiterplatte und die Akkumagazine wurden auf der Rückseite der LED-Platine
befestigt, sodass man alles als Paket in das Gehäuse schieben kann.
Das Gehäuse für die Leuchte entstand aus 10 mm dicken Piacryl-Platten, die mit
UV-härtendem Spezialkleber (ACRIFIX® 1R 192 - 100g 7,90 Euro) zusammengeklebt wurden.
Leider hatte ich zuerst einen falschen Kleber verwendet, einen universellen
Hartplast-Kleber, der AUCH für Piacryl geeignet sein sollte. Der klebte zwar fest aber so
porig und rissig, das Wasser durch die Klebenähte drang und diese sehr unschön aussahen.
Also fräste ich die Nähte teilweise wieder aus und klebte mit ACRIFIX nach. Das Aussehen
verbesserte sich dadurch natürlich nicht, aber ich war zu faul, neue Platten
vorzubereiten. Aber beim zweiten Stück wird alles besser!
An einer Seite des Quaders wird ein Deckel mit vier M4-Schrauben aufgeschraubt, der mit
einer Gummi Flachdichtung dichtet.
Auf der Vorderseite wurden zwei Gleitschienen aufgeklebt, in die eine Farbscheibe für die
Lichtfilterung eingeschoben werden kann. Ein Gelb- und ein Magenta-Filter sowie eine
Diffusorscheibe lagen der Lampe schon bei.
Auf der Rückseite wurde ein Schwenkhebel montiert, der einen Permanentmagneten über den
Reed-Kontakt zum Einschalten bewegt.
Der Kontakt zur Abfrage des Ladezustands wird sehr selten benötigt und deshalb bei Bedarf
(an Land) mit einem losen Magneten ausgelöst.
An beiden Seiten der Lampe wurden Stativgewinde angebracht, um die Leuchte entsprechend
befestigen zu können.
Nach hinten sollte man das Piacryl des Gehäuses lichtundurchlässig abdecken, da das
Licht über das Plexiglas natürlich auch nach hinten abgestrahlt wird und durchaus
blenden kann. Beim nächsten Muster werde ich das durch eine Hülle innen um die
Leuchtfläche machen, aber jetzt blieb nur, einige Folienstreifen außen aufzukleben.
Halterung für Kamera und Leuchte
Die Kamera kann ohne die Leuchte, zum Beispiel beim Schnorcheln,
sehr bequem ohne Zusatzgriff oder Halterung eingesetzt werden.
Wenn die Leuchte benötigt wird, braucht man doch einen Haltegriff, um beides gut zu
handeln.
Aus einem Streifen V2A-Stahl aus dem Baumarkt habe ich ein angenähertes U gebogen, in dem
unten die Kamera sitzt und oben zwischen den beiden Schenkeln verschieblich die Leuchte.
Die Leuchte ist von hinten gesehen nach links versetzt, da auch der Objektivport des
Kameragehäuses links außen sitzt.
Links ist der eigentliche Haltegriff, der mit Schaumstoff ummantelt ist (Griff vom
Fahrradlenker). Rechts fasst man das Kameragehäuse direkt an, um den Daumen auf den
Tasten zu haben. Der Stahlstreifen bildet hier nur einen Bügel über der Hand. Für eine
bessere Haptik ist der Bügel noch mit Schrumpfschlauch überzogen.
In den beiden Schenkeln der Halterung ist ein Mittelschlitz, in dem die Stativ-Schrauben
der Leuchte verschoben werden können. So kann man Höhe und Winkel der Leuchte
einstellen. In der Ruhestellung sind Leuchte und Kamera übereinander flach angeordnet und
hängen am Trageriemen um den Hals. In die Stativschraube, mit der die Kamera befestigt
ist, kann eine Gummischnur mit einem Karabiner eingehängt werden, die am Bauchgurt
befestigt ist und Kamera und Leuchte flach an die Brust drückt. Beides muss dann beim
Schwimmen nicht festgehalten werden. |
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